Es ist seltsam, dass wir Menschen doch alle irgendwo nach Frieden streben, ihn aber auf unterschiedlichste Weisen zu erreichen suchen. Manche glauben, sie haben Frieden, wenn sie das Kapitol stürmen. Manche glauben, sie haben Frieden, wenn sie jemanden getötet haben, andere wiederum, wenn sie in der Kirche beichten waren.
Heute hoffen nicht nur viele Amerikaner auf den Anbruch einer Zeit, die wieder von mehr Frieden geprägt ist. Der gewählte Präsident Biden und die Vizepräsidentin Harris sind heute offiziell in ihr Amt eingeführt worden.
Die Sonne schien als Joe Biden die Treppen zum Kapitol hoch stieg. Zweihundertausend Flaggen standen Spalier anstelle der ansonsten anwesenden Menschenmenge und wehten fröhlich im (vermutlich) kühlen Wind bei etwa 5 Grad Celsius. Die rund 25 Tausend Nationalgardisten und das FBI hatten offensichtlich einen erfolgreichen Job getan, denn alles verlief ohne Zwischenfälle und war sehr feierlich. Feierlich-amerikanisch, könnte man sagen, denn ob die Wahl Lady Gagas oder Jennifer Lopez als sängerisch-künstlerische Einlage so passend waren, da mag man geteilter Meinung sein. Wenn auch Ella Fitzgerald leider nicht zu haben war, so hat Lady Gaga doch zumindest für einen Powermoment gesorgt. Und wie Präsident Biden seinem Volk versuchte zu vermitteln: eine geteilte Meinung muss keinen Krieg bedeuten, wenn wir es nur schaffen für einen Moment die Dinge aus der Sicht des anderen zu sehen. Es war eine lange, teils flammende Rede des neuen Präsidenten und man kann nur hoffen, dass seine Worte sich in Taten manifestieren werden und dürfen.
Sehr viel literarischer auf den Punkt gebracht hat es schließlich die junge Künstlerin und Dichterin Amanda Gorman, mit den Worten:
We've learned that quiet isn't always peace.
[…]
[But] there's always light,
if only we're brave enough to see it,
if only we're brave enough to be it.
Mein persönlicher Lieblingssatz der gesamten Zeremonie fiel allerdings ganz zu Anfang von Senatorin Klobuchar:
Eine Demokratie sollte niemals als selbstverständlich erachtet werden.