Herbstnebel

Gestern war ein typischer Herbsttag, nicht sonnig, mit goldenen Blättern, wie er im Buche steht, sondern ein weißer, dichter Nebel begleitete uns den gesamten Tag und hing auf unseren Häusern wie eine dicke Decke. Noch etwas Schnee wenn gewesen wäre, so wäre es bereits Winter.

In der Politik gibt es derzeit wenig Neues. Die Koalitionsverhandlungen laufen noch und die Ampelverbindung versucht sich für Deutschland auf grün zu stellen. Man darf jedoch nicht zu sehr denken, dass es hier um das Volk oder gar die "grüne" Erde gehe. Im Zentrum stehen, wie wir es seit jeher gewohnt sind, die Macht und einige Egos.

Das uns so vertraut gewordene Coronavirus hat leichtes Spiel in Deutschland und ernährt sich von seinem Wirt, als gäbe es den Menschen im Schlussverkauf. Die Zahlen, die uns täglich um die Ohren wehen, steigen ungefähr so exponentiell wie die Weltbevölkerung in den letzten Jahrzehnten. Und bald kommt Black Friday - ich glaube, das Virus braucht keine Werbung mehr dafür. Leider gibt es weiterhin ein knappes Drittel unwilliger Ungeimpfter in unserem Land, die sich gerne und freiwillig auf dem Silbertablett anbieten. Unterdessen schlagen Mediziner und Krankenhäuser Alarm, doch was ist schon schlimm daran, wenn wir irgendwann keine verfügbaren Intensivbetten mehr haben. Wir lagern unsere Kranken dann einfach aus, nach Polen oder Tschechien (Österreich geht nicht, das ist schon wieder als Hochrisikogebiet deklariert), und tauschen sie gegen einige Tausend fast erfrierende Flüchtlinge, die im Moment wie Kisten voll Obst an der polnisch-belarusischen Grenze ausharren und sich wie Ware vorkommen müssen, die niemand haben wollte.

Unser Land diskutiert indes weiter... Darüber, ob wir schärfere Sanktionen brauchen gegen Ungarn, ähh Polen, nein, Belarus, ob wir 1G, 2G, 2G+, 3G oder 3G+ einführen sollen, und wenn ja, dann wo und wo nicht? Was tun mit den Impfunwilligen, was tun mit den Überlasteten und gar mit denen, die seit geraumer Zeit geimpft sind und sich wieder nach mehr Normalität sehnen? Was tun mit dem Klimawandel und was, um unter (fast) allen Umständen mitregieren zu dürfen? Mit einem Bundestag von knapp 800 Mitgliedern ist es nicht einfach. Während in unseren Nachbarländern schon längst klare Regeln und Vorschriften gelten und die Impfquote in akzeptablen Bereichen liegt, diskutieren wir in Deutschland noch. Schließlich sind wir eine Demokratie, in der jeder immer zu seinem Recht kommen muss, auch in Zeiten einer pandemischen Notlage. Ganz einfach - letztere heben wir auf, dann gibt es sie nicht mehr.

Deutschland als Gesellschaft, die zusammenhält, die sich solidarisch und vernünftig füreinander einsetzt, in der die Menschen an einem Strang ziehen... aus meiner Sicht sind wir davon so weit entfernt wie die deutsche Fussballnationalmannschaft der Männer vor noch wenigen Monaten davon entfernt war gegen Liechtenstein zu gewinnen. Wenn wir als Deutsche auf einem Spielfeld wären, wir würden nicht zum Spielen kommen und keiner würde unser Spiel sehen wollen. Aber vielleicht würden wir den Gegner ja in die Flucht diskutieren. 
Ein Hoffnungsschimmer.